Eines der erfolgreichen deutschen Schiffe im Ersten Weltkrieg war SMS Emden, ein Kleiner Kreuzer.

Gebaut 1906-1909, verdrängte das Schiff maximal 4268 ts und war mit 10 Geschützen a 10,5 cm bewaffnet. Als der Krieg ausbrach, befand sich das Schiff zusammen mit dem Ostasiengeschwader im Pazifik. Der Kreuzer verließ am 2. August 1914 das damals deutsche Tsingtao in die Tsushimastrasse, um Kreuzerkrieg zu führen. Zur Täuschung wurde es mit einem vierten Schornstein versehen, um einem britischen Kreuzer zu ähneln. Hier folgte sogleich die erste Beute: das russische Frachtschiff Rjasan, gekapert und später zum Hilfskreuzer Cormoran umgebaut.

Als das Ostasiengeschwader in Richtung Südamerika aufbrach, stieß Emden in den Indischen Ozean. In den nächsten Wochen folgten nicht weniger als 22 versenkte oder gekaperte Schiffe, fast alles Fracher aus dem Vereinigten Königreich. Es gab Tage, da erwischte der Kreuzer 3 Schiffe. Wie es ein Seeman formulierte: einer sank, einer wurde gerade untersucht und am Horizont tauchte schon das andere auf… Dazu beschoss SMS Emden auch noch den Hafen von Madras und setzte das dortige Öllager in Brand.

Die Seefahrt im Indischen Ozean kram pratisch zu erliegen. Die australische Regierung unterbrach die weitere Verschiffung der Truppenkonvois aus Angst vor dem Räuber.

Fast belustigend wirkt die Episode in Malediven: SMS Emden hielt in BRITISCHEM Diego Garcia und wurde freundlich von den Britten aufgenommen und bewirtet. Denn diese… wussten noch gar nichts vom Kriegsausbruch.

Ein Maisterwerk gelang dem Räuber am 28. Oktober 1914. Getarnt als britischer Kreuzer fuhr SMS Emden in den Hafen von Penang. Früh am Morgen eröffneten die Deutschen das Feuer auf die im Hafen liegenden Schiffe. Der vor Anker liegende russische geschützte Kreuzer Schemtschug bekam Geschütz- und Torpedotreffer, brach in zwei Hälften und ging unter. Als Emden sich zurück zog, erwischten die Deutschen noch den französischen Torpedozerstörer Mousquet, wobei Emden 30 Mann der französischen Besatzung noch aus dem Wasser rettete. Emden erhielt keinen einzigen ernsten Treffer bei diesem Husarenstück.

Emdens Untergang kam am 9. November 1914 nach kurzer, aber ereignisreicher Fahrt.

Die Besatzung führte ein Landungsunternehmen gegen die Kabelstation auf Direction Island, deren Besatzung sich zwar kampflos ergab, aber noch rechtzeitig ein Notruf senden konnte. Zufälligerweise fuhr gerade in nur 50 Seemeilen Entfernung ein Konvoi, begleitet von dem australischen Kreuzer Sydney.

Als die Besatzung der Emden den Rauch der Sydney sichtete, nahm sie irrtümlich an, es wäre der erwartete Kohletender Buresk sein. Als die Mannschaft den verherrenden Irrtum bemerkte, war Sydney zu nahe, um das Ladungstrupp anzusammeln und zu fliehen. Es blieb nur Zeit, um paar Warnschüsse abzugeben.

HMAS Sydney

Sydney war ein Leichter Kreuzer mit einer Maximalverdrängung von 6000ts und 8 Geschützen 15,2 cm, also deutlich dem deutschen Schiff überlegen und auch noch schneller. Hinzu kam die überlegende Panzerung des Australiers, so dass Sydney zwar viele Treffer anstecken musste, aber bis auf einen in der Leitanlage und Blindgänger in der Munitionskammer keine Schäden erhielt. Der Kreuzer manövrierte auf größere Entfernung, wo er die Vorteile seiner überlegenen Artillerie ausspielen konnte. Da Sydney auch schneller war als Emden, konnte das deutsche Schiff pratisch nicht mehr fliehen.

Ein Geschoßhagel fiel auf den Kleinen Kreuzer. Ziemlich schnell fiel die getroffene Rudermaschine aus, so dass Kommandant Karl von Müller nur mit den Schrauben steuern konnte. Die geringe Panzerung und die schweren Geschosse forderten auch gewaltigen Tribut unter der Besatzung, ganze Mannschaften wurden niedergemäht. Ohne Chance auf Entkommen setzte Müller das Schiff auf den Grund.

Während dessen sah Sydney den näherkommenden Tender Buresk und griff nun auch das Schiff an. Die deutsche Besatzung der Prise versenkte sich selbst und ging als Kriegsgefangene an Bord des australischen Kreuzers, der daraufhin erneut zur Emden zurückkehrte. Da auf dem Kreuzer immer noch Kriegsfrage wehte, eröffnete das Schiff wieder Feuer, bis diese endlich eingeholt wurde.

Die Überlebenden der Schlacht wurden am nächsten Tag vom Wrack der Emden übernommen. Nicht aber die gut 50 Männer des Landungstrupps. Diese beschlagnahmten den alten Schoner Ayesha und flohen darauf in einer abenteuerlichen Flucht unter Kapitän von Mücke in den Ozean, kehrten dann via Arabien und Konstantinopel nach Deutschland zurück. Ayesha war so alt und so leck, dass die britische Mannschaft ihnen stark abgeraten hatte, den Schoner zu borden aus Furcht, der wird nach wenigen Seemeilen untergehen…

Insgesamt starben 136 Besatzungsmitglieder, 197 Seeleute, darunter auch Kommandant Karl von Müller, wurden von Sydney als Gefangene übernommen.

Boot mit Überlebenden der Emden

Das war aber noch nicht das Ende der Wölfe der Emden: die Gefangenen wurden nach Singapur gebracht, wo sie nur von nordindischen Muslimen der 5th Indian Light Infantry Regiment und den Malay States Guides bewacht wurden. Die Deutschen überredeten diese zur Meuterei, die am 15. Februar 1915 ausbrach. Aber der Polizei, gestützt durch die Mannschaften der in Hafen liegenden Schiffe gelang es, den Aufstand nieder zu schlagen.

Insgesamt gingen auf das Konto des Kreuzers 23 Handelsschiffe mit 101.182 BRT, ein wesentlich stärker Geschützter Kreuzer Schemtschug, der Torpedobootzerstörer Mousquet, das Öllager in Madras. Besonders beachtenswert ist das ritterliche Vorgehen der deutschen Mannschaft: die Besatzung eines jeden Handelsschiffes konnte dieses sicher verlassen und ging zwar in deutsche Gefangenschaft, in der sie aber sehr gut, vergleichbar mit eigenen Seeleuten, behandelt wurde.

Eine kleine Besonderheit: in die Sprache der Tamil fand ein neues Wort einzug: emtan, ausgesprochen wie das deutsche „Emden“, als Bezeichnung für einen „Schlauen Fuchs“ oder „Gewiefter Bursche“

Hellmuth von Mücke, der Führer des Landungsunternehmens, verfasste darüber zwei Bücher: Emden und Ayesha. Die habe ich mir gerade besorgt und freue mich schon auf die Lektüre!