Die Versenkung der Ark Royal
Nachdem die Bismarck untergegangen war, kehrten Ark Royal und die Force H am 29. Mai 1941. zurück nach Gibraltar. Die nächsten Monate verbrachte das Schiff im Mittelmeer, als Geleitschutz der Malta-Konvois. Kaum eine Gegend war gefährlicher: Flugzeuge und Schnellboote der Achsenmächte, operierend aus Griechenland, Kreta und Italien, bedrohten praktisch das gesamte Meer. Malta stand kurz vor dem Fall, nur noch Geleitzüge der Allierten konnten die Insel versorgen, eine gefährliche Fahrt unter ununterbrochenen Angriffen der deutschen und italienischen Flugzeuge.

Am 10. November 1941 ist Ark Royal erneut unterwegs. Flugzeuge für Malta stehen auf dem Deck und in den Hangaren des Trägers, als U-81 unter Friedrich Guggenberger auf Patrouillie ist. Guggenberg weiß von dem Auslaufen der Force H und sucht die gegnerischen Kriegsschiffe.
Drei Tage später meldet der Zerstörer Legion ein Sonarkontakt. Das Signal ist aber sehr undeutlich, so dass der Operator annimmt, versehentlich den Propeller eines anderen Zerstörers angepingt zu haben. Kaum lehnt er sich zurück, da donnert eine gewaltige Explosion über das Meer und ein Turm aus Wasser schießt an der Seite des Trägers in die Luft: Torpedo.
Wenige Augenblicke früher feuerte U-81 einen Fächer aus vier Aalen, von denen einer traf. Ein einziger, aber dieser reichte aus.
Der Aal traf den Träger fast genau in der Mitte, zwischen den Öltanks und dem Flugbombenlager, direkt unter dem Turm. Der ganze Träger erzitterte, auf dem Deck stehende Torpedoflugzeuge werden in die Luft hochgejagt und fallen vom Träger herunter. Erstaunlicherweise aber gibt es nur einen Toten zu beklagen: Seeman Edward Mitchell ist der einzige, der mit der Ark untergeht. Der Torpedo reißt ein Loch von insgesamt 40 Meter x 9 Meter. Fast augenblicklich stehen Teile des Kesselraumes, Öltankräume und weitere Abschnitte unter Wasser. Interne Kommunikation bricht komplett zusammen, auf der Steuerbordseite ist auch der ganze Strom weg.

Als Kapitän Maud das Schiff stoppen möchte, kommt keine Antwort aus dem Maschinenraum. Alle Leitungen sind tot. Erst ein Bote überbringt der Maschinenmannschaft die Anweisung, doch das dauert zu lange: die noch andauernde Fahrt des Trägers vergrößert das Loch noch mehr, noch mehr Wasser drängt ins Schiff. Als Ark endlich steht, sind knapp 20 Minuten vergangen und der Träger neigt sich satte 18 Grad auf Steuerbord.
Die Mannschaft und der Kapitän erinnern sich noch gut an die Glorious und Courageous, zwei Träger, die sehr schnell und mit vielen Menschen untergegangen sind. Die großen Räume eines Träger, die Lagerhallen, die vielen Öffnungen, die Waffen und leicht entzündbares Benzin für die Flugzeuge, all das führt dazu, dass ein getroffener Träger sehr schnell mit Wasser vollläuft oder gar explodieren kann. Maund gibt sofort den Befehl zum Verlassen des Schiffes.
Der Zerstörer Legion kommt näher und übernimmt die Mannschaft, während die Wassermassen weiterhin ihren Weg im Schiff suchen. Erst als nach einer halben Stunde nach dem Treffer die Anweisung vom Admiral Somerville kommt, Ark Royal doch noch unbedingt zu retten, werden überhaupt erst Massnahmen getroffen, um gegen das sich bisher ungehindert ausbreitende Wasser anzukämpfen. Die Lecktrupps satteln wieder zurück um auf den Träger, das Schlachtschiff Malaya bereitet sich vor, den Träger in Schlepptau zu nehmen. Der Zerstörer Laforey kommt näher, Stromkabel werden von ihm auf den Träger geworfen und seine Pumpen unterstützen die Rettung der Ark.

Zuerst sind die Lecktrupps auch erfolgreich. Ein Kessel wird wieder in Betrieb genommen, so dass die Pumpen endlich Strom haben und zu funktionieren beginnen. Um 20.00 kommt auch der Hochseeschlepper Thames aus Gibraltar an und nimmt den Träger an den Haken. Aber es ist zu spät. Die Wassermassen überfluten schließlich auch den wieder reaktivieren Kessel, der Strom ist wieder aus und die Pumpen stehen still. Die Neigung verstärkt sich auf 27 Grad, so dass um 4.00 zum zweiten Mal „Verlassen das Schiff“ ertönt. Wieder kommt Legion näher und nimmt nun auch den Lecktrupp ab.
Ark Royal neigt sich fast minütlich stärker und erreicht um 6.19 45 Grad. Der Träger kentert, schwankt mehrere Minuten hin und her, bricht dann in zwei Teile und geht innerhalb von wenigen Minuten unter.
Das Board of Inquiry sieht Kapitän Loben Maund als Hauptschuldigen: er hätte es versäumt, sofortige Massnahmen zur Rettung des Schiffes zu unternehmen. Auch wird ihm vorgeworfen, grundsätzlich wenig bis gar nichts im Vorfeld an Vorbereitungen getroffen zu haben, um im Falle eines möglichen Treffers schnell reagieren zu können. Der letzte Vorwurf klingt etwas wie Hohn, denn lange Zeit herrschte in der ganzen Royal Navy die Einstellung: man hat zu kämpfen und mit wehenden Flaggen unterzugehen. Massnahmen zur Rettung des Schiffes und regelmässige Übung der Mannschaft waren fast bis Ende des Zweiten Weltkrieges bei der Royal Navy fast überall eher eine Ausnahme als Regel…
Aber es wurden auch technische Gründe als Ursache für den schnellen Untergang bestimmt: so hatte das Schiff keine Möglichkeit, Strom zu produzieren, wenn die Kessel ausfielen. Ohne Strom keine Pumpen. Die sich im Bau befindende Implacable-Klasse bekam daraufhin Dieselgeneratoren verpasst, um beim Ausfall des Hauptantriebes weiterhin Elektrizität haben zu können. Auch das allgemeine Design der Kesselräume, die lang und weitgehend offen waren, wurde kritisiert, da sich das Wasser ungehindert ausbreiten konnte und die Lecktrupps praktisch keine Möglichkeit haben, es zu stoppen.
Moderne Untersuchungen des Wracks bestätigen, dass Kapitän Maund eigentlich keine Schuld traf: wegen den Designfehlern war das Schiff praktisch nicht mehr zu retten, sobald die Kesselräume und damit Stromversorgung ausfielen. Die Versuche, die Maschinen wieder zum Leben zu erwecken, haben den Schaden an der Schiffshülle sogar noch vergrößert. Ark Royal wäre so oder so untergegangen, egal, was die Mannschaft unternommen hätte, so verheerend war der Treffer der U-81 und die technischen Designfehler.