17. und 18. Jahrhundert gelten nicht umsonst als die Hochzeit der Piraterie. Große, mit wertvollem Gut beladene Kaufmannschiffe waren auf allen Meeren unterwegs. Die Segler wurden immer größer, mächtiger und trugen immer mehr Kanonen. Tortuga und Jamaika erfüllten die Herzen braver Seeleute mit Schrecken, Piraten wie William Kidd und Edward Davies trieben ihr Unwesen.

Gefangennahme von Blackbeard

Kaum jemand jedoch kennt den Namen „La Buse“, eigentlich mit bürgerlichem Namen Olivier Le Vasseur, einen in Calais geborenen Seemann, der den größten Schatz erbeutet hatte, der jemals in die Hände von Piraten fiel. Einen Schatz, der bis heute nicht auffindbar ist!

Über seine Kindheit und Jugend gibt es kaum Informationen. Vermutlich geboren 1680 oder 1690 in Calais, ist er bereits 1716 als Kapitän der Sloop „Postillion“ mit den beiden anderen Seeräubern Benjamin Hornigold und Sam Bellamy auf den Bahamas unterwegs, bevor er, angesichts der sich verstärkenden Piratenjagd in diesen Gewässern in den Indischen Ozean flieht.

Dort ist ihm das Glück zuerst überhaupt nicht hold. Sein Schiff „Indian Queen“ erleidet Schiffbruch. Doch er wird gerettet und ist nach einigen Erlebnissen als Kapitän der „Victory“ unterwegs, eines Seglers mit 36 Kanonen und 200 Seeleuten. Begleitet wird er von Kapitän Taylor auf der „Fantasy“, 280 Seeleute, 38 Kanonen.


Cornelis Verbeeck
Holländisches Pinassschiff in aufgewühlter See

Am 26. April 1720 erreichen die beiden Schiffe die Bucht von Saint-Denis auf Reunion, wo die im Sturm beschädigte „Nossa Senhora do Cabo e Sao Pedro“ zur Reparatur liegt.

Die „Nossa“ ist ein großes, schweres Schiff mit 800 Tonnen und 72 Kanonen. Auf ihr reisen der Vize-König von Portugiesisch-Indien und Graf von Ericeira Luis Carlos Inacio Xaver de Meneses sowie der Erzbischof von Goa Dom Sebastiao de Andrade Pessanha. Aber viel beeindruckender ist die Ladung: Diamanten, Schmuck, Gold- und Silberbarren, Perlen, Stoffe, Gewürze, Möbeln, Buntedelsteine! Historiker schätzen den Wert nach heutiger Kaufkraft auf satte…. 5 MILLIARDEN Euro! Darunter befindet sich beispielsweise das Goldene Kreuz von Goa, pures Gold von über 100 kg, welches von drei Männern getragen werden muss!

Die Piraten greifen das Schiff an und, nach einem harten Kampf, überwältigen sie die Besatzung. Die Bevölkerung von Saint-Denise kann nur ohnmächtig zuschauen, wie sich die Piraten des gewaltigen Schatzes bemächtigen!

La Buse setzt die überlebende Besatzung ans Land, nimmt noch 2000 Piaster Lösegeld für den Grafen von Ericeira und die Piraten brechen auf. Taylor übernimmt das Kommando auf dem Beuteschiff und alle nehmen Kurs auf Saint Paul, wo sie ein weiteres Schiff, die „Ville d’Ostende“, kapern, deren Besatzung sich jedoch befreien kann.

Die Piraten segeln um die Südspitze Madagaskars, kapern dort die liegende „La Duchesse de Noailles“, erobern die Festung von Delagoa segeln via Mosambik erneut nach Madagaskar.

Hier kommt es zu einem Zerwürfnis zwischen den Piraten, La Buse und Taylor trennen sich. La Buse bleibt auf der Insel Sainte Marie, wo er später die Amnestie des Königs von Frankreich einnimmt.

Sainte-Marie

Sein Ende ist typisch für einen Piraten. „La Buse“ betätigt sich als Lotse in der Bucht von Antongil auf Madagaskar, wo er vom Kapitän der „La Meduse“ als ehemaliger Pirat erkannt und verhaftet wird. In schweren Eisen wird er nach Reunion gebracht und am 7. Juli 1730 um 17:05 erhängt.  Unmittelbar davor wird er noch ein Kryptogramm in die Menge, verschlüsselten Geheimntext und brüllt dabei „Mein Schatz demjenigen, der dies versteht!“

La Buse‘ Kryptogram

Viele Versuche wurden bisher unternommen, den Schatz zu finden, aber alle verliefen erfolglos. Möglicherweise schlummert daher bis heute noch irgendwo der riesige Schatz von „La Buse“ und wartet auf einen Finder.