Am 1. März 1940 gab Adolf Hitler den Befehl zur „Weserübung“: Invasion und Überfall auf Norwegen. Insgesamt sechs Schiffsgruppen, darunter viele Zerstörer, der schwere Kreuzer „Admiral Hipper“ sowie Schlachtschiffe „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ wurden in Bewegung gesetzt.

Schon kurze Zeit später entdeckten die Briten die vorrückenden Schiffe und entsandten ihrerseits starke Flotte, um die deutsche Armada aufzufangen. Darunter befand sich der kleine Zerstörer „Glowworm“ (H92), geführt vom Gerard Broadmead Roope, als einer der Begleiter von HMS „Renown“ und HMS „Birmingham“.

Am 6. April, als der Standort der deutschen Schiffe noch unbekannt war, schwappte eine gewaltige Welle über den kleinen (1340 Tonnen) Zerstörer. Einer der Seeleute verschwand. Roope setzte sich in Verbindung mit „Renown“ und bekam die Erlaubnis, umzukehren und nach dem verschwundenen Seemann zu suchenn. Leider war die Suche vergeblich, so dass „Glowworm“ wieder zurück auf Kurs ging, um seinen Verband zu erreichen.

Am 8. April entdeckt der Zerstörer am Horizont ein weiteres Schiff, welches als Schwede identifiziert wird. Groß ist die Überraschung auf der „Glowworm“, als plötzlich auf dem Schiff Geschütze losbrüllen und den britischen Zerstörer beschießen! Es ist in Wirklichkeit „Bernd von Arnim“, ein deutscher Zerstörer, ein gegnerisches Schiff!

Doch die Überraschung wird schnell nieder gerungen, schon nach kürzester Zeit antwortet die „Glowworm“ mit ihren eigenen Geschützen. Die „Bernd von Arnim“ bekommt Unterstützung von „Paul Jacobi“, aber die „Glowworm“ schießt so verbissen, dass die beiden deutschen Zerstörer, schwer beladen mit Invasionstruppen, beidrehen und in den Nebel flüchten. „Glowworm“ lässt seine Beute aber nicht los, und jagt tatsächlich den beiden Gegnern hinterher!

Bundesarchiv, DVM 10 Bild-23-63-24 / CC-BY-SA 3.0

Doch als der britische Zerstörer die Nebelbank verläßt, erbleicht Kapitän Roope. Vor ihnen steht der deutsche Invasionsverband, darunter der schwere Kreuzer „Admiral Hipper“! Er alleine verfügt über 8 Geschütze 203 mm und 12 Geschütze 105 mm, während die kleine „Glowworm“ nur 4 Geschütze mit 120 mm besitzt!

Aber die Briten kneifen nicht. Sie nehmen tatsächlich den Kampf auf! „Glowworm“ nutzt ihre überlegene Geschwindigkeit und greift an, inmitten von gewaltigen Wasserfontänen, ausgelöst durch schwere deutsche Geschütze. Kapitän Roope gibt den Befehl zum Torpedoabschuss! Mehrere schwere Treffer der „Hipper“ erschüttern den kleinen Zerstörer, Feuer brechen aus, aber die tödlichen Geschosse können noch gelöst werden. „Hipper“ sieht die Gefahr, dreht gerade noch rechtzeitig bei, die Torpedos verfehlen ihr Ziel!

Die Briten wissen, dass sie nicht mehr flüchten können. „Glowworm“ ist schwer beschädigt, brennt lichterloh. Aber die mächtigen Maschinen gehen noch. Sie sind einsatzbereit. Das Schiff verfügt immer noch über seine volle Geschwindigkeit. Der Kapitän gibt den letzten Befehl: „Ziel Hipper, wir rammen sie!“. Der kleine Zerstörer dreht bei und geht mit voller Fahrt auf den schweren Kreuzer los! „Hipper“ schießt aus allen Geschützen, trifft die „Glowworm“ erneut, ihr Mast wird abgeschlagen. Der dabei gelöste Kurzschluss löst die Sirene auf, die bis zum Untergang brüllen wird. Mit dieser Fanfare rammt die „Glowworm“ an Steuerboard „Admiral Hipper“, reißt ein fast 30 Meter langes Loch in der Panzerung, zerstört die Torpedoabwurfvorrichtung und zwei Süßwassertanks. Ein paar Minuten noch schaukelt die brennende „Glowworm“ an der Seite von „Admiral Hipper“, kentert und sinkt dann in wenigen Augenblicken.

„Admiral Hipper“ ist stark beschädigt. Fast 500 Tonnen Wasser drängen in das Schiff, bevor man die Wassermassen in Griff bekommt. Der schwere Kreuzer schafft es aber noch bis nach Trondheim, an Bord auch 31 gerettete Seeleute von der „Glowworm“.

Für seinen Mut bekam Roope post mortem die hohe Auszeichnung „Victoria Cross“, als erster überhaupt im Zweiten Weltkrieg. Unter anderem auch deswegen, weil der deutsche Kommandant von „Admiral Hipper“, Hellmuth Heye, via Rotes Kreuz ein Schreiben an die britische Admiralität aufgesetzt hatte, in dem er den Schlachtverkauf dokumentierte und besonders den Mut und Entschlossenheit der Besatzung der „Glowworm“ hervorhebte! Ehrgefühl auf beiden Seiten, welches in diesem fürchterlichen Krieg so selten war!