Die USS „Barton“, DD-599, war ein Zerstörer der Benson-Klasse. Das Schiff war nicht besonders groß, gerade mal 1620 Tonnen Verdrängung. Die Bewaffnung hingegen ließ sich sehen: 5×130 mm Geschütze, 10×533 mm Torpedos. Ergänzt um die Geschwindigkeit von sagenhaften 36 Knoten war USS „Barton“ ein bissiger und gefährlicher Gegner.

USS Barton DD-599

Nur leider gönnte das Schicksal dem tapferen Schiff kein langes Leben…

USS „Barton“ trat in Dienst am 29. Mai 1942 und fuhr unter dem Kommando von Lieutenant Commander Douglas Harold Fox am 23. August 1942 in Richtung Pazifik, um drei Wochen später die Tonga Inseln zu erreichen. Hier erlebte das Schiff die Feuertaufe in der Schlacht von Santa Cruz am 26. Oktober, wo der Zerstörer ganze sieben japanische Flugzeuge vom Himmel holte. Zwei Tage später rettete USS „Barton“ auch noch 17 Überlebende eines abgeschossenen Flugzeugs.

Wenige Wochen später ist die USS „Barton“ vor Guadalcanal, wo sie ein Konvoi eskortierte. Hier erreicht Fox die Anweisung, sich mit Rear Admiral Daniel J Callaghan zu vereinigen, der eine Flotte aus fünf Zerstörern und sieben weiteren Zerstörern führte. Flugzeuge haben eine Gruppe japanischer Kriegsschiffe entdeckt in der Nähe von Guadalcanal und Callaghan bekam die Anweisung, sich ihnen zu stellen.

Admiral Callaghan

In der kommenden Nacht zeigte sich das Meer von seiner schlechten Seite. Tropische Regenstürme jagten einer den anderen, Wind frischte gewaltig auf, schwere Wellen schlugen gegen die Schiffe. Dazu noch die unergründliche Dunkelheit. Fast nichts zu sehen. Der Ausguck muss ständig auf der Hut sein, eigene Schiffe nicht zu rammen in dieser fürchterlichen Dunkelheit, Radar ist nutzlos angesichts der hohen Wellen.

Was niemand zu dieser Zeit ahnt: um 1:30 in der Nacht trennen lediglich nur noch 2700 Meter die amerikanische Flotte von den Japanern: zwei Schlachtschiffe, „Hiei“ und „Kirishima“, mit je 8 356mm Geschützen, ein Kreuzer und elf Zerstörer!

Die beiden Flotten entdecken sich gegenseitig erst, als die amerikanischen Schiffe praktisch in die Mitte der japanischen Formation drängen! Die Fassungslosigkeit und Überraschung auf beiden Seiten ist so groß, dass fast zehn Minuten lang niemand schießt! Dazu haben die Japaner, die unterwegs waren, um amerikanische Base zu beschießen, bunkerbrechende Munition geladen, die erst entladen und gegen normale Geschosse getauscht werden muss. Erst als der Zerstörer „Akatsuki“ den Kreuzer „Atlanta“ mit seinen Scheinwerfern erfasst, geht die Order „Feuer!“ an die amerikanische Flotte.

Hiei

Sofort geht die Schlacht los. Geschütze feuern ununterbrochen, Torpedos fallen ins Wasser. „Hiei“ feuert auf USS „Atlanta“, der leichte Kreuzer schießt zurück, muss aber schwere Treffer auf der Brücke einstecken. Sofort lässt „Hiei“ von der Beute los und zusammen mit „Kirishima“ feuern sie auf die Zerstörer, die wiederum ihr Feuer auf „Hiei“ konzentrieren. Aus dieser kurzen Entfernung sind auch die Geschütze der Zerstörer verheerend und richten großen Schaden auf dem Panzerschiff an. „Kirishima“ nutzt die Gelegenheit und feuert auf die USS „San Francisco“, wo ihre Geschütze Admiral Callaghan töten. Das Meer kocht inmitten der fürchterlichen Schlacht!

„Barton“ und „Monsen“ brechen in Richtung Nordwesten aus, direkt in die Hauptgruppe der Japaner. Die Geschütze donnern fast pausenlos, während die beiden Schiffe wilde Manöver unternehmen, um nicht getroffen zu werden und selbst nicht irgendeinen der anderen Schiffe, Freund wie Feind, zu rammen, so dicht gedrängt befinden sich die beiden Flotten.

Da entdeckt der Ausguck der „Barton“ einen gewaltigen Schatten: die „Hiei“! Die Torpedos sind geladen, sofort geht vom Commander Fox der Befehl: „Torpedo los!“. Alle Aale zischen und fallen ins Wasser mit Zielrichtung auf das große, über 37.000 Tonnen schwere Schlachtschiff. „Jetzt haben wir dich!“ denkt Commander Fox, als plötzlich direkt vor ihm ein schwarzer Schatten auftaucht, so nah, dass man ihn fast berühren kann. Es ist der leichte Kreuzer USS „Helena“, direkt vor dem Bug der „Barton“!

USS Helena

„Volle Kraft zurück!“ brüllt Commander Fox in dem verzweifelten Versuch, die Fahrt zu stoppen, bevor die „Barton“ die „Helena“ rammt. Die Maschinen kreischen, die Schiffsschauben wühlen sich ins Meer, die „Barton“ wird langsamer, stoppt fast.

Amatsukaze

Sie wird zu langsam. Amatsukaze, der „Himmlische Wind“, weiß die Gelegenheit zu nutzen und feuert sofort zwei Torpedos ab, zwei 2,7 Tonnen schwere Type 93 Torpedos, jede mit 500 kg Sprengstoff versehen. Auf diese kurze Entfernung können sie den Gegner nicht verfehlen!

Zwei gewaltige Explosionen erschüttern die „Barton“. Der Kesselraum und der Maschinenraum sind getroffen, die „Barton“ in zwei Stücke zerrissen. Soeben noch stolz, schnell und gefährlich, geht das brennende Wrack in wenigen Minuten unter, 164 Menschen sterben. Zweiundvierzig Überlebende kann die USS „Portland“ retten und weitere zweiundsechzig werden von einem weiteren Boot gerettet.

Die Torpedos der „Barton“ gingen leider daneben, doch auch „Hieis“ Schicksal war besiegelt. Der Beschuss der „USS San Francisco“ beschädigte den Steuermechanismus des Schlachtschiffes, es konnte nur noch im Kreis fahren. Als am 14. November eine Gruppe amerikanischer B-17 „Hiei“ entdeckte, war das Schlachtschiff ein leichtes Opfer. Zwei Torpedos trafen um 11.30 die „Hiei“, danach folgten unzählige weitere Torpedo- und Bombentreffer. Doch „Hiei“ hielt sich tapfer und wollte nicht untergehen. Erst die eigenen Zerstörer am Abend des 14. November gaben ihr den Gnadenschuss. Damit war die „Hiei“ das erste versenkte japanische Schlachtschiff in diesem Krieg. Aber nicht das letzte.

Hiei beim Angriff der B-17

Und die „Barton“? 1992 entdeckte Robert Ballard ein Wrackteil des Schiffes auf dem Meeresgrund. Der zweite Teil ist bis heute unentdeckt.