Schiffstypen: Fregatte

Fregatte ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich die Bedeutung eines Namens und des damit verbundenen Schiffes im Laufe der Jahre verändert hatte.

Wo kommt der Name denn eigentlich her? Aus dem italienischen, aus dem wunderschönen Decameron von Boccaccio (lesenswert!) aus der Mitte der 14. Jahrhunderts. Dort kommt das Wort Fregata vor, dessen Bedeutung aber bis heute nicht abschließend geklärt ist. Vielleicht könnte es „navis fabricata“, also „gebautes Schiff“ heißen, wir wissen es nicht. Damit benutzen wir seit nun fast 600 Jahren dieses Wort, ohne wirklich zu wissen, was es bedeutet…

Tygar

Bis etwa 1540, bezeichnete das Wort Fregatte alle möglichen Schiffe, somit läßt sich kein eindeutiger Typus ableiten. Erst dann kristallisiert sich langsam ein gewisser Trend: als Fregatte wird in der Regel ein Schiff ohne der sonst üblichen hohen Aufbauten vorne und hinten bezeichnet, wie man am Beispiel der Fregatte „Tygar“ aus der Zeit des Heinrich VIII sieht: ein weitgehend flaches Schiff das zwar zur See stabiler war, als die anderen Typen mit Bauten vorne und hinten, aber wiederum deutlich einfacher zu entern, so dass man im Laufe der Zeit wieder zu Kastellen an Vorder- und Achterschiff zurückkehrt.

Bis ungefähr Mitte des 18. Jahrhunderts läßt sich somit ein eindeutig bestimmbarer und definierter Typ nicht festlegen, obwohl laut erhaltenen Unterlagen Hunderte Fregatten auf den Weltmeeren unterwegs sind. So heißen Fregatten Schiffe mit nur einem, aber es gibt auch Fregatten mit zwei Decks, die Spanier nennen ihre Fregatten wiederum Pinas, während die von anderen seefahrenden Nationen als Pinasschiffe bezeichneten Fahrzeuge hingegen eher (leicht)bewaffnete Handelsschiffe sind, und so weiter und so fort….

Die unter Oliver Cromwell 1646 gebaute Constant Warwick mit 30 Kanonen wird als die erste echte Fregatte bezeichnet, obwohl man vergleichbare Schiffe aber auch schon vorher gab, nur mit einem anderen Namen.

„Fregatte“ ist somit zu dieser Zeit weniger ein spezieller Schiffstyp, sondern praktisch jedes schnelle Kriegsschiff mit vielen Geschützen kann als Fregatte bezeichnet werden, sogar diese, die man eigentlich als Linienschiffe sehen müsste. So ist es nicht ungewöhnlich, dass selbst ein Schiff wie das englische Flagschiff Naseby aka Royal Charles (1653-1673) mit seinen 80 Geschützen in einem Bericht als Fregatte, in einem anderen wiederum als Linienschiff bezeichnet wird.

Royal Charles nach der Eroberung durch die Niederländer, Jeronymus van Diest II

Erst ab etwa 1740 gibt es dann die „echten“ Fregatten: Schiffe mit zwei durchgängigen Decks, von denen aber in der Regel nur das unterste Waffen trug. Da man bei den Kriegsschiffen nur die „bewaffneten“ Decks zählt, ist die Fregatte somit ein Eindecker. Dadurch jedoch, dass dieses Deck höher gelegen war, hatten die nominell schwächer bewaffneten Fregatten durchaus Vorteile gegenüber Linienschiffen, deren zweites Batteriedeck mit den schweren Geschützen häufig so niedrig lag, dass bei starker See diese gar nicht verwendet werden konnten. Je nach der Anzahl der Kanonen gibt es nun 28er, 32er, 36er oder 40er Fregatten, wobei es auch Zwischenformen gab durch weitere Kanonen auf den Aufbauten.

Die Hauptaufgaben der Fregatten damals entsprachen eigentlich den Kreuzern: Konvoibegleitung, Störung des feindlichen Handels, Aufklärung, Piratenjagd, während die klassischen Linienschiffe mehr dafür gebaut wurden, in einer Linie gegen andere Linienschiffe zu kämpfen. Da der Schiffstyp Fregatte jedoch sehr robust war, gut bewaffnet und mit der starken Besegelung auch ziemlich schnell, dienten sie auch zu repräsentativen Aufgaben, nahmen an Forschungsexpeditionen teil oder erfüllten die Aufgaben späterer Kanonenboote (Kanonenbootpolitik).

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts werden die Fregatten zu Zweideckern, vor allem durch die amerikanischen Bauten wie die USS Constellation. Diese haben einen weiteren Deck, Spardeck, welcher auch bewaffnet wurde. Dank ihrer ausgezeichneten Seefähigkeiten und der nun sehr soliden Bewaffnung gehörten diese zu den besten Kriegsschiffen auf den Meeren dieser Zeit.

USS Boston

Mit dem endenden 19. Jahrhunderts werden die Schiffe immer häufiger mit Dampfantrieb ausgestattet, als Ergänzung zu der Takelage. Es gibt zunächst somit Radfregatten, die mit einem Schaufelrad ausgestattet sind und später auch Schraubenfregatten. Durch den für die Motoren und Treibstoff benötigten Platzbedarf wird die Bewaffnung auf dem Batteriedeck reduziert, dafür kommen neue Bombenkanonen auf dem Oberdeck. Die Takelage ist zwar reduziert, bleibt aber meistens noch sehr umfangreich, da die Antriebe noch sehr unzuverlässig sind. Die ersten Fregatten bewegen sich meistens mit Segeln und nutzen Motorantriebe nur bei Flaute, doch mit zunehmender Verbesserung dieser wird die Takelage reduziert.

Diese dampfgetriebenen Schiffe werden zunehmend als Kreuzer benannt, so dass die Bezeichnung „Fregatte“ immer mehr verschwindet, je mehr die Besegelung ganz aufgelöst wird und die als Fregatte gebauten Schiffe verschrottet werden. Nun sind es die vielen Kreuzer (Leichte, Schwere, Schlacht-, Geschützte, Kleine usw) die Meere beherrschen und die Aufgaben einer Fregatte übernehmen. Über viele weitere Jahre ist die Bezeichnung „Fregatte“ daher praktisch nur noch im Museum zu finden.

Ein Wiederauferstehen feiert die „Fregatte“ im Zweiten Weltkrieg. Die Geleitzüge fordern viele Begleitschiffe, um die behäbigen Transporter gegen U-Boote und Flugzeuge zu verteidigen. Zerstörer sind zwar etliche da, aber trotzdem reichen sie längst nicht aus für die vielen Aufgaben, wo man sie bräuchte. Daher entwickelt die Royal Navy aus dem Entwurf eines Walfängers ein kleines Kriegsschiff, welches vor U-Booten schützen sollte: die Korvette. Diese sind billig und einfach herzustellen, aber langsam, schwach bewaffnet und „schlingern schon auf nasser Wiese“. Sie werden vergrößert, weiter entwickelt und verbessert, den neuen Typen nennt man: Fregatte.

Radfregatte Hanse

Natürlich geht die Schiffstypenverwirrung weiter: die Royal Navy nennt sowohl die modernen amerikanischen Geleitzerstörer wie auch ihre eigenen, nach Handelsschiffstandards gebauten größeren Korvetten Fregatte, somit ist die Zuordnung, was ein (Geleit)zerstörer und was eine „echte“ Fregatte ist, gar nicht so einfach und nicht immer eindeutig.

Nach dem Ende des Weltkrieges wird Fregatte eigentlich zu dem, was mal ein Zerstörer war: sie sind in der Regel kleiner als moderne Zerstörer (so zwischen 2000 und 7500 t) und in der Regel stärker spezialisiert als diese, wie zum Beispiel U-Bootabwehr-Fregatten. Aber natürlich gibt es auch Mehrzweckfregatten, die es eben NICHT sind, es wäre ja sonst zu einfach…

Verallgemeinernd gesagt, können wir für die moderne Marine daher nach Größe festhalten: Korvette => Fregatte => Zerstörer => Kreuzer. Stimmt aber nur bedingt. So hat die Deutsche Marine derzeit drei Fregatten der Sachsenklasse (Sachen, Hamburg, Hessen), die aber von ihrer Bewaffnung und Einsatzfähigkeit viel näher an einem Zerstörer sind, als an einer klassischen Fregatte. Aber wir wissen ja: die Typbezeichnung ist doch eh nur eine Empfehlung…

Und kleine Kuriosität am Rande: wer von Euch über eine wallende Haarpracht verfügt und einen guten Friseur kennt, kann sich die „La Fregatte“ – Frisur machen lassen. Diese stamm aus der Zeit von Marie-Antoinette und wurde zur Erinnerung an den Sieg der Fregatte Belle Poule 1778 gegen eine englische Fregatet entwickelt. Sie besteht darin, sich eine wirklichkeitsgetreue Fregatte auf dem Kopf frisieren zu lassen. Eine entsprechende Perücke gibt es übrigens im Stadtmuseum Berlin.