Auch kleinere Länder haben / hatten ihre eigene Kriegsmarine. Meistens bestand sie zwar nicht aus mächtigen Schlachtschiffen, sondern eher kleineren Einheiten, aber dafür war ihr Schicksal häufig spannender und bewegender, als die der großen Länder.

Die „Prezidentas Smetona“ war ein Minensuchboot und gleichzeitig Flaggschiff der litauischen Marine.

Prezidentas Smetona

Sie wurde 1917 gebaut durch die Seebeckwerft in Bremerhaven als ein Schiff des Typs „Minensuchboot 1916“. Diese Klasse war mit 59 Metern Länge relativ klein, verfügte standardmässig nur über ein 10,5 cm Geschütz sowie ein Maschinengewehr. Dank der 1800 PS auf zwei Wellen konnte sie die Geschwindigkeit von 16 Knoten erreichen. Die Klasse galt insgesamt als sehr gelungen. M 77 war sogar noch als Hilfs-Flugsicherungsschiffe der Luftwaffe bis 1943 im Einsatz.

Zuerst diente das Schiff unter dem Namen „M 59“ der kaiserlichen Marine, wo es im Geleitdienst und zur U-Boot-Jagd eingesetzt wurde. 1927 wurde es ausgemustert und an die litauische Marine verkauft, wo es den Namen „Prezidentas Smetona“ erhielt und zum Flaggschiff auserkoren wurde. Heimathafen war Klaipeda (Deutsch historisch: Memel)

Die „Prezidentas Smetona“ absolvierte vielfältige Einsätze: sie diente als Patrouillienschiff, als Schulschiff, sogar gelegentlich als Präsidentenyacht.

Der eigentlich geplante weitere Ausbau der Litauischen Marine endete jäh mit dem deutschen Ultimatum und dem damit verbundenen Verlust der Stadt Klaipeda. Daraufhin wurde „Prezidentas Smetona“ nach Liepoja (Libau) und anschliessend nach Sventoji gebracht, wo sie bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges blieb.

Quelle: http://www.uostas.info/uostas/uostoistorija/navigaciniaizenklai/314-karo-laivas-prezidentas-smetona.html

Als die UdSSR Litauen eroberte, übernahm deren Marine die „Prezidentas“, die nun den Namen „Pirmunas“ bekam, der später zum „Koral“ verändert wurde, als das Schiff im August 1940 von der NKWD übernommen wurde. Die litauische Fahne des Schiffs wurde vom letzten Kapitän, Povilas Labanauskas, in die USA gebracht.

Sein bewegendes Leben beendete das Schiff, nun als T-76 „Koral“, am 11. Januar 1945 durch eine gewaltige Explosion im Finnischen Meerbusen. Gemäß den deutschen Archiven feuerte die U-745 am 11. Januar um 10.25 zwei Torpedos auf zwei Schlepper, die einen Schwimmkrank schleppten. Beide trafen. Ob eines davon die „Koral“ war, die tatsächlich am selben Tag etwa an der gleichen Stelle sank, oder ob das Schiff nur zufällig am selben Tag auf eine Seemine fuhr, wie die litauischen Archive behaupten, ist bis heute nicht abschließend geklärt

Wrack der „Prezidentas Smetona“ liegt immer noch dort, etwa 35 km von Tallinn entfernt, in einer Tiefe von 80 Metern.