Die USS St. Louis (CL-49) war ein Leichter Kreuzer der Brooklyn-Klasse mit einem selten aufregendem Leben.
Mit ziemlich genau 10.000 Tonnen Verdrängung, einer Länge von 185.52 Meter, Hauptbewaffnung 15x 150mm sowie 4x 130mm Geschützen war die Lucky Lou ein mehr oder weniger gewöhnlicher Leichter Kreuzer, als sie am 19.Mai 1939 unter Captain Charles H. Morrison in Dienst gestellt wurde.
Ihr Leben begann recht ruhig mit diversen Patrouillenfahrten nach Neufundland, British Guyana etc. Am 12 Dezember 1940, nachdem sie den Panamakanal passiert hatte, erreicht USS St. Louis Pearl Harbor. Zuerst nimmt sie an paar Manövern teil, bevor sie nach Kalifornien in die Werft zurückkehrt. Am 20. Juni ist sie wieder zurück in Pearl, wo sie auf Patrouillenfahrten zwischen Wake Island, Midway und Guam sowie Manila fährt. Am 28. September 1941 ist sie wieder in Pearl, wo sie am Southeast Lock zur Wartung festgemacht wird.
Am 7. Dezember 1941 verdient sie sich ihren Namen Lucky Lou.
Die St. Louis ist eines der ersten Schiffe, welche die angreifenden japanischen Flugzeuge sichtet. Bereits um 7.56 entdecken die Beobachter des Schiffes den Gegner. Innerhalb von Minuten ertönen Alarmglocken und die Flaks werden besetzt und eröffnen ihr Feuer. Der Mannschaft ist klar: bleiben sie festgemacht am Pier, sind sie eine bewegungsunfähige Zielscheibe für die mit tödlicher Präzision angreifenden Japaner. Die Maschinenleute rennen in den Kesselraum, um das Schiff flott zu machen, während von überall her Schreie, Explosionen und Geräusche aufschlagender Kugel ertönen.
Aber die St. Louis ist nicht wehrlos. Sie hat Zähne, viele Zähne. Bereits um 8:20 wird der erste Angreifer erwischt. Eingehüllt in Feuer und Rauch stürzt das erste tödlich getroffene japanische Flugzeug ab. Um 9.00 sind zwei weitere zerstört, während die Flak eine undurchdringliche Wand aus Geschossen um das Schiff herum zaubert. Doch ihre Hauptgeschütze stehen still. Da die St. Louis zur Wartung am Kai stand, war ihre Stromversorgung unterbrochen. Verzweifelt arbeitet die Besatzung, diese wieder herzustellen.
Dann endlich rührt die die St. Louis, Leinen sind schon längst abgeworfen oder im Geschosshagel zerrissen. Um 9.31 löst sich das Schiff vom Pier und fährt mit voller Fahrt in Richtung der offenen See. Überall fallen Bomben, die schwer getroffenen Schlachtschiffe brennen lichterloh, die Luft ist erfüllt vom Geschützdonner. Schnell weg hier, aus diesem Inferno! Endlich sind auch ihre Hauptgeschütze wieder angeschlossen und können ebenfalls Feuer eröffnen.
Doch dann fährt die St. Luis unwissend vor das Periskop eines japanischen U-Bootes. Diese kleinen Boote wurden schon früher nach Pearl Harbor geschickt, um gemeinsam mit den angreifenden Flugzeugen den Gegner mit ihren Torpedos anzugreifen.
Vorsichtig manövriert das Boot, bis der Leichte Kreuzer genau im Zielfaden ist. „Feuer!“ ertönt es im engen Körper und seine zwei Torpedos schießen los auf den Gegner. Ihre Sprengstoffladung würde problemlos reichen, um den wie wild schießenden Kreuzer komplett zu vernichten, würden sie treffen.
Die Beobachter der St. Luis entdecken die Geschosse. „Torpedos!“ ertönt der Schreckensschrei an Bord des Kreuzers. Nur wohin flüchten? Der Kanal ist so eng, überall Sandbänke, vielleicht auch Minen. Für einen Moment wird es still. Es gibt keinen Ausweg. Augen zu und durch…
Doch die Lucky Lou wird ihrem Glück gerecht. Beide Torpedos gehen vorbei. Gewaltige Explosionen nur 180 Meter entfernt an einer Sandbank verkünden, dass sie gerettet ist. Sofort machen sich Zerstörer auf den Weg und werfen ihre Wasserbomben dorthin, wo sie das U-Boot vermuten. Gewaltige Explosionen erschüttern die Hafeneinfahrt, während die St. Louis sich immer mehr vom Angriffsort entfernt. Vermutlich treffen die Bomben, denn 1992, 2000 und 2001 werden drei Teile eines japanischen U-Bootes gefunden, dem seine beiden Torpedos fehlten.
Draußen in der See warten schon Detroit und Phoenix, zwei weitere leichte Kreuzer, sowie einige Zerstörer. Rasend vor Wut machen sie sich auf die Suche nach dem Gegner, doch ohne Luftaufklärung ist dieses Vorhaben zur Erfolgslosigkeit verdonnert, sie kehren daher am 10. Dezember wieder nach Pearl zurück. Die Mannschaften stehen stumm an Deck und starren fassungslos auf die gewaltige Zerstörung dort, sehen brennende und gesunkene Schlachtschiffe, zerstörte Flugzeuge und bombardierte Gebäude. Da wird es ihnen bewusst, welches Glück sie hatten, sowohl den Bomben der Flugzeuge als auch den Torpedos des U-Bootes entkommen zu sein. Sie tauften ihr Schiff auf den Namen „Lucky Lou“, denn wirklich scheint die Lou ein glückliches Schiff zu sein.