Der Name der HMS „Exeter“ (68) verbinden vermutlich die meisten mit dem Gefecht am Rio de Plata und der anschließenden Selbstversenkung der „Admiral Graf Spee“. Doch auch die „Exeter“ sollte den zweiten Weltkrieg nicht überleben.

HMS Exeter vor Sumatra

Schwer beschädigt nach dem Gefecht wurde das Kriegsschiff repariert und kam wiederholt zum Einsatz, bevor sie am 25. Februar 1942 mit der Eastern Striking Force der ABDA gegen die Japaner ausrückte.

Das Schiff gilt als „Glückschiff“, denn nicht nur stellte es die überlegene „Graf Spee“, noch kam es aus mehreren Gefechten mit japanischen Flugzeugen mit nur leichten Splittertreffern davon, ohne wirklich in Bedrängnis zu kommen.

Auch zu Beginn der Schlacht in der Javasee, am 27 Februar, bekommt die „Exeter“ keinen einzigen Treffer. Dafür trifft sie und beschädigt schwer den japanischen leichten Kreuzer „Sendai“ sowie den schweren Kreuzer „Atago“, der brennend hinter eine Rauchwand flüchten muss.

HMS Exeter beim Flugzeugangriff

Kurze Zeit später spüren die Offiziere an der Brücke, wie die „Exeter“ plötzlich ihr Heck hebt und wieder ins Wasser zurückprallt. Ein Treffer! Alarmglocken ertönen! Einer der Offiziere berichtet hektisch an den Kommandieren des Verbandes: „Treffer oder Explosion direkt an der Schiffswand hinten, starker Wassereindrang!“

In diesem Moment trifft eine weitere japanische Granate, durchschlägt den Schutz eines der 102mm Geschütze, tötet vier Seeleute, dringt in den Kesselraum B und bohrt sich in den Kessel. Eine gewaltige Explosion erschüttert das Schiff, als der Kessel explodiert, alle im Maschinenraum sterben im Feuerball. Fünf weitere Kessel fallen aus. Dampf tritt zischend aus, Stromversorgung bricht zusammen, die Geschütze verstummen. Nur noch zwei Kessel geben noch Dampf, das Schiff wird langsamer. Schwer beschädigt fällt es zur Seite ab, war zur Verwirrung um Chaos im Verband führt.

Admiral Doorman befiehlt „Exeter“ nach Surabai zu gehen und den Verband zu verlassen, denn zwar hält sich die „Exeter“ über Wasser, sie ist aber zu schwer beschädigt für weiteren Kampf.

Die Besatzung schuftet wie wahnsinnig, um das eindringende Wasser zu stoppen. Endlich gibt es wieder Strom und sofort beginnen die Geschütze wieder zu feuern, begleitet von den drei Zerstörern „Encounter“, „Jupiter“ und „Electra“. 

HMS Exeter

Die Schiffe verstecken sich hinter Nebelwand. „Electra“ bricht aus ihr heraus und sieht sich plötzlich drei japanischen Zerstörern gegenüber. Sie feuert und trifft vier Mal den ersten davon, doch dann trifft sie eine Granate in den Kesselraum. „Electra“ ist sofort manövrierunfähig, kippt brennend zur Seite. Die Japaner schießen ihre Torpedos los auf die beschädigten Schiffe, erwischen keinen, dafür aber den holländischen Zerstörer „Kortenaer“, der mittig getroffen in zwei Teile bricht und Sekunden später inmitten einer Explosion untergeht. Es grenzt an ein Wunder, dass fast die gesamte Besatzung überlebt.

„Exeter“ schafft mittlerweile 16 Knoten und schleppt sich bis nach Surabai. Der ganze Kesselraum ist immer noch ein kochendes Inferno. Erst am nächsten Tag gelingt es, das Feuer zu löschen. Weitergehende Reparaturen sind nicht möglich, dafür muss das Schiff ins Dock.

Aber Surabai steht unmittelbar vor der Einnahme durch die Japaner. Admiral Collins befiehlt „Exeter“, „Encounter“ sowie der amerikanischen „Pope“ zu fliehen und zu versuchen, nach Sri Lanka durchzubrechen. Aber, wie soll die „Exeter“ es schaffen, schwerst beschädigt, nur notdürftig repariert, durch das von Japanern beherrschte Seegebiet?

Schlacht an Javasee, Exeter wird angegriffen

Um 19.00 wird Anker gelichtet. Grabesstille herrscht auf dem Kreuzer. Man ahnt, was bevorsteht….

Um 7.05 entdeckt die Besatzung am Horizont Masten, die aber verschwinden. Doch um 9.35 kommt der Feind näher: schwere Kreuzer „Nachi“ und „Haguro“ (je 5x203mm Geschütze), begleitet von vier weiteren Zerstörern. Später kommen noch die schweren Kreuzer „Ashigara“ und „Myoko“ dazu, mit je 5x220mm Geschützen

Keine Chance mehr für die „Exeter“. Die japanischen Schiffe schaffen bis zu 33 Knoten, während die „Exeter“ durch die unmenschliche Anstrengung der Besatzung wieder 25 Knoten fahren kann. Dazu die überlegene Feuerkraft, vier schwere Kreuzer und mehrere Zerstörer gegen die stark beschädigte „Exeter“ und ihre zwei Begleitzerstörer!

Aber die Allierten geben nicht auf. Fast zeitgleich mit den Geschützen der Japaner brüllen auch die der „Exeter“ und ihrer Begleiter los!

Fast augenblicklich versagt die Zielerfassung der „Exeter“. Die Mannschaft ist gezwungen, ohne dieser ihr Feuer zu richten. Und das macht sie gut, fast ununterbrochen knallen die Geschütze gegen die Japaner und zwingen diese zu Ausweichmanövern. Dazu nutzen die allierten Schiffe noch gezielt von ihnen gestellte Rauchwände, so dass bis 11.20 die Japaner keinen einzigen Treffer landen können, trotz fast einstündiger Kanonade!

Angegriffener Kreuzer

Doch um diese Zeit ist der Kampf schlagartig zu Ende. Ein Treffer der Japaner landet im Kesselraum A und explodiert. Der gesamte Raum verschwindet in einem Feuerinferno. Turbinen und Stromgeneratoren fallen augenblicklich aus, nichts geht mehr. Verzweifelt schafft es die Mannschaft gerade noch, die bereit liegende Munition für die 102mm Geschütze, die neben der Feuerwand lagen, zu fluten, bevor sie explodieren kann.

11.35 der letzte Befehl: „Verlassen Sie das Schiff!“. Die japanischen Kreuzer schießen unentwegt, doch auf dem sinkenden Kriegsschiff herrscht Ordnung. Bodenventile werden geöffnet, Sprengladungen planmässig angebracht und zur Explosion gebracht, die Mannschaft verlässt anschließend das Schiff. Aber die Rettungsboote lassen sich mangels Strom nicht bewegen, es wird daher alles, was schwimmen kann, ins Wasser geworfen und die Besatzung springt hinterher.

Während dessen feuern die Japaner weiterhin aus allen Rohren. Granaten treffen inmitten der im Wasser treibenden Schiffsbrüchigen, viele werden von Splittern getroffen. Aber die „Exeter“ rettet sie. Noch mit dem letzten Schwung entfernt sich das Schiff und damit auch die Treffer der japanischen Granaten von der Besatzung.

Zehn Minuten später eine furchtbare Explosion. Die einen Quellen sprechen von Torpedo, die anderen von einer Detonation im Schiff. Die „Exeter“ richtet sich auf, ihre Geschütze drohen noch einmal stumm den Japanern, dann kippt das Schiff auf Backboard und geht mit dem Heck voran unter.

Wenige Minuten später folgt die „Encounter“, ebenfalls nach einem Treffer in den Kesselraum. Die „Pope“ kann im Regenguss fliehen, wird aber wenige Stunden später durch Flugzeuge versenkt.

Exeter geht unter

Insgesamt retten die Japaner 651 Menschen der Besatzung, alleine von der „Exeter“ sterben 54. Weitere 29 sterben unter den grauenhaften Bedingungen der japanischen Gefangenschaft.

Das Wrack der „Exeter“ wurde im Februar 2007 etwa 90 km nördlich von Bawean entdeckt. In einem unfassbaren Beispiel von Gier und Rücksichtslosigkeit wurden die Überreste des Schiffes durch Altmetalplünderer im geheimen zerlegt und als Schrott verkauft, so dass nichts mehr von dem mutigen Schiff übrig geblieben ist.